1.Tag: Start von Bassano, zusammen mit Sebastian Barthmes (Basti), mit dem Ziel so weit wie möglich nach Norden in die Dolomiten zu fliegen. Aber Wetter wird in der Luft gemacht: Saharastaub war nicht in der Wettervorhersage eingeplant und so hatten wir 6h sanftes Schmetterlingsfliegen, Toplanden und zu niedrige Basis um über den Monte Grappa zu kommen.
Strecke: 0km
2.Tag: Super Wetter und frühe Thermik. Ab nach Norden. Bei den guten Bedingungen war der erste Abschnitt easy. Vor Feltre hab ich gemerkt, dass das Gepäckfach von meinem Gurtzeug offen war. Der Gedanke, dass Autoschlüssel und Geldbeutel rausfallen könnten hat abgelenkt und so bin ich in Feltre oben gelandet. Auch bei der großen Wiese war es bei starker Mittagsthermik recht tricky wirklich zu landen. Beim zweiten Versuch hat es dann geklappt.
Kurz nach Feltre bin ich zu weit nach Westen geflogen. Hinter mir unlandbare Schluchten und ein starker Ostwind. Mit einigem Einsatz und Hilfe von Vögeln bin ich wieder rausgekommen und konnte nach einigem Sightseeing vorm Monte Pavione unter der knapp über dem Gipfel schwebenden Wolke in das nächste Tal schlupfen.
Mit guter Thermik, dann mal Nullschiebern und einer Talwindsoaringeinlage konnte ich gut Strecke nach Norden machen. Notlandeplätze immer im Blick, die in der Gegend teilweise recht rar sind.
Inzwischen war die Sonne schon wieder deutlich am Absinken und die Schatten wurden länger und so habe ich mir langsam Gedanken über das Tagesziel gemacht. Mit Basti hatten wir mit verschmitzten Grinsen den Landeplatz in Sand in Taufers ausgemacht aber der schien für mich an der Stelle um die Uhrzeit unerreichbar.
Eine starke Thermik hat mich am Col die Lana aus den Gedanken und nach oben gerissen. Jetzt kam der Landschafts-Berge-Eindrucksstream so richtig in Fahrt: Ein Wanderer auf dem Gipfel genießt die Abendesonne und ich darf sie einiges höher genießen ;-) tolle Felsformationen über Fanes, Skitourenspuren, ein langer Felsgrat mit einem Zwischengipfel der wie ein Murmeltier aussieht und weitere viele schöne Ansichten.
Obwohl der Höhenmesser noch gute Höhe anzeigt bin ich hinter Fanes recht tief über dem fast 1700m hohen Talboden. Aber Landewiesen gibt es viele, daher macht es Sinn entlang des absinkenden Talbodens mit etwa konstanter (geringer) Höhe das Tal auswärts zu gleiten und noch ein paar km mitzunehmen.
Doch das Beste kam jetzt: Eine Warmluftblase wollte von St. Kassian hoch über den Monte Cavallo. Das trifft sich gut, denn da würde ich auch sooo gerne nochmal hin. In sanften Steigen mit einem kurzen Zwischenhalt nimmt mich die Blase bis auf über 3800m!!! Ich steige vor einer Wolke noch weit über die Basis. Magisch, Sensationell, Phantastisch. Was ein Glücksgefühl! Von soweit oben liegt Sand in Taufers schon fast im Gleitwinkel. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet – was ein Geschenk!
Mit großer Höhe gleite ich über den Kronplatz und sehe wie alle Lifte am Abend laufen aber praktisch kein Skifahrer mehr auf der Piste ist. Ob die vielen kWh Energie auch die Abendthermik unterstützen ;-)
Auf der anderen Talseite geht es nochmal hoch. Auf Gipfelhöhe von einem Berg mit dem schönen Namen „Geige“ lande ich ein um zu schauen wo Basti ist… eine SMS ist eingegangen: „Schöne Grüße aus dem Zillertal! Was ein Ritt!“ Da hat der Basti es doch tatsächlich noch über den Hauptkamm geschafft. Irre! Basti hatte schon in Feltre super Anschluss gefunden und ist auf und davon. Sein Bericht und Flug ist hier: http://www.dhv-xc.de/xc/modules/leonardo/index.php?name=leonardo&op=show_flight&flightID=839683
Ich war stolz, das ambitionierte Tagesziel im Gleitwinkelbereich zu wissen aber Basti hat das Ziel weit übererfüllt. Gratulation und Respekt!
Also bin ich wieder in die Abendsonne gestartet. Und es ging tatsächlich nochmal hoch. Das Tal schon lange im Schatten habe ich jeden letzten Sonnenstrahl in der Höhe ausgekostet. Schon immer habe ich den großen Wunsch mit der Abendsonne oben in den Bergen zu sein. Heute wird dieser Wunsch erfüllt, oder besser übererfüllt. Mit guter Höhe komme ich noch ins hintere Ahrntal und lande auf der Wiese vor einem Bauernhof. Die Bäurin ist begeistert und fragt mich wo ich herkomme. Begeistert verbreitet sie in der gesamten Großfamilie, dass ich aus Bassano komme um kurz danach zu fragen: „Wo ist eigentlich Bassano?“ Hihi.
Zum Abschalten tut eine Wanderung noch sehr gut. Ich laufe das Ahrntal hoch und übernachte nach einem leckeren Essen und Landebier in einem Gasthof.
Strecke: 148km
3. Tag. Auch wenn der Wetterbericht nicht toll ist, wandere ich mit Optimismus zur Mooralm oberhalb Prettau. Der teilweise noch tiefe Schnee macht es nicht einfach. Oben angekommen erlebe ich unmittelbar, wie sich ein Föhndurchbruch anfühlt. Zuerst leichter Rückenwind der dann nach einigem hin und her ziemlich zack auf ein Fetzen Wind anschwillt. No way heute zu Fliegen. Beim Abstieg merke ich, wie der Wind parallel zum Hang runterspült. Als Gleitschirmflieger in der Luft würde man auf den Boden geschmettert. Bei schöner Sonne macht der Wandertag auch viel Spaß und die gemütliche Rückfahrt mit Bus und Bahn gibt Zeit alle Eindrücke des Vortags zu verarbeiten und schöne Föhnwolken am Himmel zu beobachten. Im Franzensfeste wartet Bastis Frau Maria auf mich (nochmal Danke Maria!!!) und wir fahren gemeinsam heim. Sie war von einem Frauen-Flugwochenende in Bassano (so was gibt's!) auf dem Heimweg. Bei wunderbaren Frühlingswetter und ersten grünen Wiesen erzählen wir vom Fliegen und freuen uns gemeinsam in einer so schönen Gegend zu leben :-)
Hi David und Thorsten, danke für Eure Kommentare - das motiviert!
Ich hab noch drei Bilder angefügt.
1. Bild: Dunst in Bassano
2. Bild: Hinter dem Monte Pavione
3. Bild: Kurbeln vor den Wänden oberhalb Alleghe
Leider war dann bald die Batterie der Kamera leer. Die sensationelle Aussicht und die Gipfelerlebnisse hab ich so nur auf meiner Hinterkopf-Festplatte gespeichert.
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Eine ungewöhnliche Dreitagestour:
1.Tag: Start von Bassano, zusammen mit Sebastian Barthmes (Basti), mit dem Ziel so weit wie möglich nach Norden in die Dolomiten zu fliegen. Aber Wetter wird in der Luft gemacht: Saharastaub war nicht in der Wettervorhersage eingeplant und so hatten wir 6h sanftes Schmetterlingsfliegen, Toplanden und zu niedrige Basis um über den Monte Grappa zu kommen.
Strecke: 0km
2.Tag: Super Wetter und frühe Thermik. Ab nach Norden. Bei den guten Bedingungen war der erste Abschnitt easy. Vor Feltre hab ich gemerkt, dass das Gepäckfach von meinem Gurtzeug offen war. Der Gedanke, dass Autoschlüssel und Geldbeutel rausfallen könnten hat abgelenkt und so bin ich in Feltre oben gelandet. Auch bei der großen Wiese war es bei starker Mittagsthermik recht tricky wirklich zu landen. Beim zweiten Versuch hat es dann geklappt.
Kurz nach Feltre bin ich zu weit nach Westen geflogen. Hinter mir unlandbare Schluchten und ein starker Ostwind. Mit einigem Einsatz und Hilfe von Vögeln bin ich wieder rausgekommen und konnte nach einigem Sightseeing vorm Monte Pavione unter der knapp über dem Gipfel schwebenden Wolke in das nächste Tal schlupfen.
Mit guter Thermik, dann mal Nullschiebern und einer Talwindsoaringeinlage konnte ich gut Strecke nach Norden machen. Notlandeplätze immer im Blick, die in der Gegend teilweise recht rar sind.
Inzwischen war die Sonne schon wieder deutlich am Absinken und die Schatten wurden länger und so habe ich mir langsam Gedanken über das Tagesziel gemacht. Mit Basti hatten wir mit verschmitzten Grinsen den Landeplatz in Sand in Taufers ausgemacht aber der schien für mich an der Stelle um die Uhrzeit unerreichbar.
Eine starke Thermik hat mich am Col die Lana aus den Gedanken und nach oben gerissen. Jetzt kam der Landschafts-Berge-Eindrucksstream so richtig in Fahrt: Ein Wanderer auf dem Gipfel genießt die Abendesonne und ich darf sie einiges höher genießen ;-) tolle Felsformationen über Fanes, Skitourenspuren, ein langer Felsgrat mit einem Zwischengipfel der wie ein Murmeltier aussieht und weitere viele schöne Ansichten.
Obwohl der Höhenmesser noch gute Höhe anzeigt bin ich hinter Fanes recht tief über dem fast 1700m hohen Talboden. Aber Landewiesen gibt es viele, daher macht es Sinn entlang des absinkenden Talbodens mit etwa konstanter (geringer) Höhe das Tal auswärts zu gleiten und noch ein paar km mitzunehmen.
Doch das Beste kam jetzt: Eine Warmluftblase wollte von St. Kassian hoch über den Monte Cavallo. Das trifft sich gut, denn da würde ich auch sooo gerne nochmal hin. In sanften Steigen mit einem kurzen Zwischenhalt nimmt mich die Blase bis auf über 3800m!!! Ich steige vor einer Wolke noch weit über die Basis. Magisch, Sensationell, Phantastisch. Was ein Glücksgefühl! Von soweit oben liegt Sand in Taufers schon fast im Gleitwinkel. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet – was ein Geschenk!
Mit großer Höhe gleite ich über den Kronplatz und sehe wie alle Lifte am Abend laufen aber praktisch kein Skifahrer mehr auf der Piste ist. Ob die vielen kWh Energie auch die Abendthermik unterstützen ;-)
Auf der anderen Talseite geht es nochmal hoch. Auf Gipfelhöhe von einem Berg mit dem schönen Namen „Geige“ lande ich ein um zu schauen wo Basti ist… eine SMS ist eingegangen: „Schöne Grüße aus dem Zillertal! Was ein Ritt!“ Da hat der Basti es doch tatsächlich noch über den Hauptkamm geschafft. Irre! Basti hatte schon in Feltre super Anschluss gefunden und ist auf und davon. Sein Bericht und Flug ist hier: http://www.dhv-xc.de/xc/modules/leonardo/index.php?name=leonardo&op=show_flight&flightID=839683
Ich war stolz, das ambitionierte Tagesziel im Gleitwinkelbereich zu wissen aber Basti hat das Ziel weit übererfüllt. Gratulation und Respekt!
Also bin ich wieder in die Abendsonne gestartet. Und es ging tatsächlich nochmal hoch. Das Tal schon lange im Schatten habe ich jeden letzten Sonnenstrahl in der Höhe ausgekostet. Schon immer habe ich den großen Wunsch mit der Abendsonne oben in den Bergen zu sein. Heute wird dieser Wunsch erfüllt, oder besser übererfüllt. Mit guter Höhe komme ich noch ins hintere Ahrntal und lande auf der Wiese vor einem Bauernhof. Die Bäurin ist begeistert und fragt mich wo ich herkomme. Begeistert verbreitet sie in der gesamten Großfamilie, dass ich aus Bassano komme um kurz danach zu fragen: „Wo ist eigentlich Bassano?“ Hihi.
Zum Abschalten tut eine Wanderung noch sehr gut. Ich laufe das Ahrntal hoch und übernachte nach einem leckeren Essen und Landebier in einem Gasthof.
Strecke: 148km
3. Tag. Auch wenn der Wetterbericht nicht toll ist, wandere ich mit Optimismus zur Mooralm oberhalb Prettau. Der teilweise noch tiefe Schnee macht es nicht einfach. Oben angekommen erlebe ich unmittelbar, wie sich ein Föhndurchbruch anfühlt. Zuerst leichter Rückenwind der dann nach einigem hin und her ziemlich zack auf ein Fetzen Wind anschwillt. No way heute zu Fliegen. Beim Abstieg merke ich, wie der Wind parallel zum Hang runterspült. Als Gleitschirmflieger in der Luft würde man auf den Boden geschmettert. Bei schöner Sonne macht der Wandertag auch viel Spaß und die gemütliche Rückfahrt mit Bus und Bahn gibt Zeit alle Eindrücke des Vortags zu verarbeiten und schöne Föhnwolken am Himmel zu beobachten. Im Franzensfeste wartet Bastis Frau Maria auf mich (nochmal Danke Maria!!!) und wir fahren gemeinsam heim. Sie war von einem Frauen-Flugwochenende in Bassano (so was gibt's!) auf dem Heimweg. Bei wunderbaren Frühlingswetter und ersten grünen Wiesen erzählen wir vom Fliegen und freuen uns gemeinsam in einer so schönen Gegend zu leben :-)
Hallo Sebastian,
super tolle Erlebnistour und schöner Bericht!
Supercool!!! :-)
Lässig! :-)
Für genau solche Flüge und Berichte ist diese Plattform da und bleibt hoffentlich auch weiterhin bestehen.
Kreativ, innovativ, explorativ nicht immer den ausgetrampelten Pfaden (eher schon Fortstraßen) der Mainstreamflüge folgen.
Super! Bilder dazu wären der Hit!
Hi David und Thorsten, danke für Eure Kommentare - das motiviert!
Ich hab noch drei Bilder angefügt.
1. Bild: Dunst in Bassano
2. Bild: Hinter dem Monte Pavione
3. Bild: Kurbeln vor den Wänden oberhalb Alleghe
Leider war dann bald die Batterie der Kamera leer. Die sensationelle Aussicht und die Gipfelerlebnisse hab ich so nur auf meiner Hinterkopf-Festplatte gespeichert.